Die CIB-Analyse - Schritt für Schritt

Schritt IV: Die Auswertung

Die 16 Ausprägungen der 6 Somewhereland-Deskriptoren lassen sich insgesamt zu 486 Szenarien kombinieren, indem für jeden Deskriptor eine seiner 2-3 Ausprägungen ausgewählt wird. Die weitaus meisten dieser Szenarien sind jedoch nicht mit den Interdependenzen konsistent, wie sie in der Cross-Impact-Matrix formuliert sind. Die Inkonsistenz eines Szenarios erkennt man in der CIB, indem die Einflussbeziehungen zwischen den aktiven Ausprägungen eines Szenarios in der Cross-Impact-Matrix nachgeschlagen werden. Für das Szenario:

 A. Regierung: A2 wirtschaftsorientiert 
 B. Außenpolitik: B1 Kooperation
 C. Wirtschaftsleistung: C3 dynamisch
 D. Wohlstandsverteilung: D1 ausgeglichen
 E. Sozialer Zusammenhalt:  E1 sozialer Friede
 F. Gesellschaftliche Werte: F1 Leistung

ergibt sich zum Beispiel der Cross-Impact-Wert +2 in der Zelle A2 → B1. Dies bedeutet, dass das Szenarioelement [A2 Regierung: wirtschaftsorientierte Partei] einen fördernden Einfluss mittlerer Stärke auf das Szenarioelement [B1 Außenpolitik: Kooperation] ausübt.


Auf die gleiche Weise können alle Einflussbeziehungen zwischen den Szenarioelementen aus der Cross-Impact-Matrix entnommen werden. Für das oben aufgeführte Szenario ergibt sich so als Visualisierung der Einflussbeziehungen:




Szenarioelemente gelten in der CIB dann als gut begründet, wenn zahlreiche, am besten möglichst starke fördernde Einflüsse auf sie einwirken (grüne Pfeile), und zugleich möglichst wenige und am besten nur schwache hemmende Einflüsse auf das Element wirken (rote Pfeile). Mit anderen Worten, die Summe der Einflusswerte aller auf ein Szenarioelement eingehenden Pfeile sollte möglichst hoch sein. Diese "Wirkungssummen" sind in der Abbildung oben in den schwarzen Feldern unterhalb der Szenarioelemente angegeben.

Aus dieser Betrachtung folgt, dass das Szenarioelement [C3 Wirtschaftsleistung: dynamisch] in diesem Szenario sehr glaubwürdig ist (hohe Wirkungssumme). Das Szenarioelement [D1 Wohlstandsverteilung: ausgeglichen] ist dagegen im Kontext der sonstigen Entwicklungen dieses Szenarios auffallend schlecht begründet (niedrige Wirkungssumme).

Konsistente Szenarien zeichnen sich in der CIB dadurch aus, dass die Wirkungssummen für alle Szenarioelemente so hoch wie möglich sind. So hoch wie möglich sind sie dann, wenn ein Austausch der gewählten Ausprägung bei keinem Deskriptor noch zu einer weiteren Erhöhung der Wirkungssumme führen würde (Nash-Gleichgewicht). Ob dies bei einem Szenario erfüllt ist, lässt sich durch eine einfache Berechnung anhand der Cross-Impact-Matrix feststellen. Dazu werden die Zeilen aller aktiven Ausprägungen des Szenarios markiert und die markierten Zeilen zu den "Wirkungsbilanzen" aufsummiert.



Erfüllt ist die Konsistenzbedingung für alle Deskriptoren, bei denen die invers dargestellte Wirkungssumme der aktiven Ausprägung nicht von der Wirkungssumme einer anderen Ausprägung desselben Deskriptors übertroffen wird. Dies ist im Beispiel für fünf der sechs Deskriptoren erfüllt, nicht aber für Deskriptor [D. Wohlstandsverteilung]. Das untersuchte Szenario muss also als inkonsistent verworfen werden: Nicht alle Wirkungssummen sind so hoch wie möglich, denn für Deskriptor D ist nicht die Ausprägung gewählt, die von den anderen Bestandteilen des Szenarios nahegelegt wird.

Von den 486 möglichen Szenarien von Somewhereland bestehen nur 10 Szenarien die CIB-Konsistenzprüfung. Jedes dieser Szenarien besteht aus einer in sich stimmigen Kombination von Deskriptor-Ausprägungen. Zusammen spannen sie ein breites Feld von möglichen Zukünften für Somewhereland auf.



Obwohl die CIB-Konsistenzprüfung einfach genug ist, um mit Papier und Bleistift durchgeführt zu werden, verlangt die Auswertung einer Cross-Impact-Matrix üblicher Größe eine Ausführung dieser Prüfung in großer Zahl, was einen Software-Einsatz erfordert. Dazu kann die frei verfügbare CIB-Software ScenarioWizard verwendet werden.

Zur weiteren Einführung in die CIB-Methode können Sie die CIB-Video-Tutorials ansehen. Eine ausführliche Methodendarstellung findet sich in: W. Weimer-Jehle (2023): Einführung in die Cross-Impact-Bilanzanalyse (CIB) - Wege zur qualitativen System- und Szenarioanalyse. Springer Gabler, Wiesbaden. DOI: 10.1007/978-3-658-41497-9. >>

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